Ist Blut besser als ein Alzheimer-Test?
Ergebnisse einer Pilotstudie legen nahe, dass sich mit nur einem Tropfen Blut aus der Fingerbeere die wichtigsten Biomarker einer Alzheimer-Erkrankung bestimmen lassen.
Die Entnahme von Blutproben zum Nachweis von Amyloid und von anderen Markern der Alzheimer-Krankheit, darunter Neurofilament Light (NfL), Glial Fibrillary Acidic Protein (GFAP) und phosphoryliertes Tau (p-tau), ist zum Standardverfahren für die Überwachung von Patienten in klinischen Studien geworden. Dies stellt jedoch eine logistische Herausforderung dar, da spezielle Temperaturen zur Lagerung der Proben und Maximalfristen bis zur Verarbeitung erforderlich sind.
Logistik vereinfacht
Forscher haben nun eine neuartige Methode zur Quantifizierung von Proteinen in kapillaren und venösen Trockenblutproben untersucht. Bei dem Test wird eine kleine Blutprobe auf eine Blutspotkarte getropft, getrocknet und bei Raumtemperatur weiterverarbeitet. Die Karte besteht aus speziellem, saugfähigem Papier, das so behandelt ist, dass es die Blutprobe aufnimmt und schnell trocknet.
Um die Genauigkeit des Tests zu evaluieren, rekrutierten die Forscher 77 Freiwillige. Vollblutproben wurden aus der Vene und auch durch einen Stich in die Fingerbeere gewonnen. Bei einer Subgruppe mit 28 Patienten wurden auch Liquorproben entnommen. Die Blutproben auf den Karten wurden über Nacht gelagert und ohne Temperaturkontrolle oder Kühlung an ein Labor zur Untersuchung auf Alzheimer-Biomarker geschickt. Die Studie zeigt, dass die Proben bei Raumtemperatur bis zu einem Monat lang stabil bleiben: Die Ergebnisse zeigten eine extrem hohe Übereinstimmung zwischen diagnostischen Ergebnissen aus dem Blut, das mit der normalen Methode gewonnen wurde und aus dem Blut der Fingerbeere.
Diagnostik in der Primärversorgung
Die Forscher hoffen, dass ihr Verfahren eine frühere Diagnostik ermöglicht und Ärzte bei der Verlaufskontrolle der Therapie unterstützt. Gerade für Hausärzte ist es oft schwierig, eine genaue Diagnose von Alzheimer zu stellen. Die vorliegenden Daten könnten den Einsatz blutbasierter Biomarker in der ärztlichen Praxis unterstützen. Eine schwedische Studie mit 307 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 76 Jahren und kognitiven Beschwerden wurde in 25 Zentren der Primärversorgung in Schweden durchgeführt. Die standardisierte Untersuchung umfasste in der Regel ein kognitives Screening, eine Untersuchung mit bildgebender Diagnostik, eine klinische Beurteilung und weitere Untersuchungen zum Ausschluss anderer Erkrankungen. Auf Grundlage der Ergebnisse sollten Hausärzte beurteilen, was sie für die wahrscheinlichste Ursache der kognitiven Beeinträchtigung hielten und wie sicher sie sich bei ihrer Diagnose waren.
Die Forscher ermittelten auch Plasma-Biomarker, darunter das p-tau217-Verhältnis und das Aβ42/Aβ40-Verhältnis. Sie fanden heraus, dass die Genauigkeit der ärztlichen Diagnosen bei etwa 55 % lag. Im Vergleich dazu lag die Genauigkeit bei der Verwendung von Biomarkern aus dem Blut bei 87 %.
rh
Quellen:
• Palmqvist S, Tideman P, Braunstein JB, et al. Blood Biomarkers Improve The Diagnostic Accuracy Of Alzheimer’s Disease As Compared With Current Diagnostic Standard In the Primary Care Setting. Presented at: 2022 Alzheimer’s Association International Conference; July 16 to July 20; Amsterdam, the Netherlands. Abstract 78819.
• Simple Finger Prick Test Exemplifies Advances in Alzheimer’s Disease Blood Tests. News Release. Alzheimer’s Association. Published July 19, 2023. Accessed July 20, 2023.
• Brum WS, Docherty KF, Ashton NJ, et al. Effect of Neprilysin Inhibition on Alzheimer Disease Plasma Biomarkers: A Secondary Analysis of a Randomized Clinical Trial. JAMA Neurol. 2024;81(2):197–200. doi:10.1001/jamaneurol.2
FOTO: ISTOCKPHOTO/ DESIGNER491