Gut geschützt auf Reisen

 

Etwa sechs Wochen vor Reisebeginn ist ein guter Zeitpunkt, sich über empfohlene Impfungen für das jeweilige Reiseland zu informieren und generell den Impfstatus zu überprüfen.

AUTORIN: Univ.-Prof. Dr. Andrea Grisold, MBA

Leiterin Bereich Klinische Mikrobiologie, Krankenhaus­hygiene und Impfungen

Medizinische Universität Graz

andrea.grisold@medunigraz.at

 

Jede geplante Reise ist eine gute Gelegenheit, den Impfpass zu kontrollieren, Reiseimpfungen durchzuführen und fehlende Standar­impfungen gemäß dem aktuellen Österreichischen Impfplan aufzufrischen. Eine reisemedizinische Beratung umfasst dabei auch die Sicherstellung eines aufrechten Impfschutzes gegen Diphtherie, Tetanus, Polio, Pertussis sowie Hepatitis A und B. Ein besonderes Augenmerk sollte aktuell auch auf den Masernschutz gelegt werden, der durch zwei MMR-Impfungen oder eine nachgewiesene Immunität nach einer durchgemachten Maserninfektion gewährleistet ist. Diese trifft in der Regel auf Personen ab dem Jahrgang 1970 oder älter zu. Bedingt durch die immer noch schlechte Durchimpfungsrate und 524 Masernfällen im Jahr 2024, gehört Österreich in Europa zu den Schlusslichtern, was das von der WHO angestrebte Ziel einer Masernelemination betrifft.

Bei Hepatitis A gilt, dass nach einer regulären Grundimmunisierung von einem Schutz von etwa 30 Jahren auszugehen ist. Soweit nicht schon im Kindesalter durchgeführt, ist eine Hepatitis-B-Impfung generell allen Personen anzuraten. Bei  unsicherem Impfstatus kann eine Titerbestimmung sinnvoll sein, um den bestehenden Immunschutz zu überprüfen.

Änderungen im Österreichischen Impfplan 2024/2025 betreffen insbesondere Pertussis: Aufgrund der hohen Fallzahlen wurde das Auffrischungsintervall der 4-fach-Kombination Diphtherie/Tetanus/Polio/Pertussis auf fünf Jahre verkürzt. Erwachsenen wird empfohlen, nach der Grundimmunisierung im Kindesalter alle fünf Jahre eine Auffrischung mit einem Kombinationsimpfstoff durchzuführen. Zur Bestimmung von Impftitern sei insbesondere für Polio angemerkt, dass nach der Grundimmunisierung mit den 6-fach-Impfstoffen im Säuglingsalter und den Auffrischungen im Kindesalter weitere Auffrischungen nur bei entsprechender Indikation erforderlich sind, das heißt, eine Titerbestimmung nicht notwendig ist. Diese Indikationen umfassen Reisen in Länder mit Polio-Risiko, wie Pakistan, Afghanistan oder Regionen mit zirkulierenden Impfstoff-abgeleiteten Polioviren (cVDPV – circulating vaccine-derived poliovirus) – wie einige Länder Afrikas oder Indonesien.


Spezielle Reiseimpfungen und individueller Impfbedarf

Für Reisende, die in entlegene Regionen oder Länder mit tropischen und subtropischen Klimazonen unterwegs sind, sind mitunter spezielle Reiseimpfungen vonnöten. Das Risiko, an bestimmten Krankheiten zu erkranken, hängt dabei vom Reisestil (Rucksack versus Städtetrip oder Badeurlaub), der Jahreszeit bzw. der Reiseroute ab, dabei sind auch die Anreise und mögliche Zwischenstopps abzufragen. Auch die Art der Unterkunft, die hygienischen Verhältnisse vor Ort und der allgemeine Gesundheitszustand spielen eine Rolle. Abzufragen sind dabei insbesondere die Grunderkrankungen des Patienten oder eine mögliche Immunsuppression bzw. vor manchen Impfungen (wie Gelbfieber) eine mögliche Schwangerschaft.

Besondere Aufmerksamkeit verdient hier die Gelbfieberimpfung. Generell kann eine Gelbfieberimpfung in Österreich nur in einer autorisierten Gelbfieber-Impfstelle verabreicht werden. Reisenden in ein Gelbfiebergebiet wird diese Impfung dringend empfohlen. Überschreitet man innerhalb des Gelbfiebergürtels (Zentralafrika, Südamerika) Ländergrenzen, ist diese Impfung verpflichtend. Daher sollte der Impfpass mit der Gelbfieberbescheinigung oder zumindest eine Kopie stets mitgeführt werden. Während bis dato die Empfehlung lautete, dass nach einer einmaligen Impfung von einem lebenslangem Schutz auszugehen ist, gibt es hier mittlerweile Überlegungen, dass diese Einschätzung für bestimmte Personengruppen zu überdenken ist. Für Personen, die in aktive endemische Gelbfiebergebiete reisen, könnte nach zehn Jahren eine Auffrischungsimpfung sinnvoll sein, auch wenn dies nicht den offiziellen WHO-Richtlinien entspricht und keine formale Verpflichtung besteht. Nach dieser Zweitimpfung sind keine weiteren Impfungen erforderlich.


Dengue, Chikungunya und Malaria

In den letzten Jahren sind neue Impfstoffe gegen tropische Krankheiten auf den Markt gekommen, die zusätzliche Schutzmöglichkeiten bieten. So kann etwa für Reisende in Dengue-Endemiegebiete kann eine Impfung gegen Denguefieber in Betracht gezogen werden. In Österreich steht derzeit als Impfstoff QDenga zur Verfügung – eine allgemeine Impfempfehlung gibt es aber nicht. Um das Risiko einer bei Dengue möglichen schwerer verlaufenden Zweit­infektion zu minimieren, kann Personen, die bereits eine bestätigte Dengue-Virus-Infektion durchgemacht haben, diese Impfung empfohlen werden. Sie sollte frühestens sechs Monate nach der ersten Infektion verabreicht werden. In Einzelfällen (Langzeitreisenden) kann auch ohne vorherige Denguefieber-Infektion eine solche Impfung angedacht werden.

Anfang Juli 2024 wurde ein neuer Impfstoff gegen das Chikungunya-Virus zugelassen (Ixchiq), der voraussichtlich ab 2025 in Österreich verfügbar sein wird. Geimpft wird als Einmalgabe, der Impfstoff ist ab dem 18. Lebensjahr zugelassen.

Neben den Impfungen sollte auch an den Malariaschutz gedacht werden, entweder in Form einer durchgehenden Prophylaxe oder als Stand-by-Medikation, abhängig von den spezifischen Risiken im Reisegebiet. Und in jedem Fall ist immer auf einen ausreichenden Mückenschutz zu achten. Maßnahmen gegen Mückenstiche zur Vorbeugung umfassen das Tragen langer Kleidung, damit wenig Haut exponiert ist, und geschlossenes Schuhwerk anstelle von Sandalen. Moskitosprays für die Haut mit dem Wirkstoff DEET und Icaridin, das Imprägnieren von Kleidung mit Permethrin sowie die Verwendung von imprägnierten Moskitonetzen bieten zusätzlich wirkungsvolle Unterstützung.

Und last, but not least darf eine gut ausgestattete Reiseapotheke mit Medikamenten des täglichen Bedarfs, wie individuellen Dauermedikamenten etwa gegen Bluthochdruck, Diabetes oder Asthma, Schmerz- und Fiebermitteln, Allergiemedikamenten und Mitteln gegen Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall oder Verstopfung, sowie einer kleinen Wundapotheke nicht fehlen.


FotoS: med uni graz, istockphoto/ ardasavasciogullari
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