Rendezvous mit der Zukunft
Der EX30 ist nicht das einzige Elektro-Modell von Volvo, aber das erste, das ausschließlich als Stromer angeboten wird. Mit seinen kompakten Abmessungen und praktischen Talenten ist er eine ideale Ein- und Umsteigeroption für alle, die sich bisher nicht mit E-Mobilität beschäftigt haben.
Seit seiner Präsentation im vergangenen Juni hat der EX30 eine bemerkenswerte Karriere hingelegt: Im ersten Halbjahr 2024 ist er europaweit bereits die Nummer drei in der Verkaufshitparade aller E-Modelle und lässt damit auch die gesamte deutsche Konkurrenz hinter sich. Die Qualitäten, die ihm das ermöglichen, können sich im reinsten Wortsinn sehen lassen: Der schnörkellose Look – „bold“ sagen die Designer dazu – interpretiert die traditionell-skandinavische Linie der Marke neu. Sie verzichtet auf Zierrat und lässt weg, was das Auge stören könnte. Polierte Metallleisten sucht man vergeblich, Schwarz ist das neue Chrom und auch damit geht der EX30 betont sparsam um.
Vertraut und zugleich frisch
Mit 4,233 Metern rangiert er im Kompakt-Segment ziemlich genau dort, wo etwa auch einer der bekanntesten Wolfsburger festmacht. Auf Augenhöhe sind die beiden trotzdem nicht: Mit seinem SUV-Crossover-Konzept bietet der EX30 nämlich eindeutig mehr davon und dazu einen komfortablen höheren Einstieg. Im Cockpit ist Detox angesagt: ein geradliniges, schlankes Layout, das alle Informationen auf den zentralen 12,3-Zoll-Bildschirm konzentriert. Die Bedienung des Infotainment-Systems wird für keinen Smartphone-Benutzer eine besondere Herausforderung darstellen, verwendet es doch dieselben Android- und Google-Funktionen.
Leistung ohne Reichweiten-Sorge
Antriebstechnisch legt der EX30 ebenfalls einiges vor: Schon die Einstiegsmotorisierung ist mit 272 PS an der Hinterachse alles andere als langweilig und kann mit zwei Batteriegrößen kombiniert werden: 51 kWh für bis zu 339 Kilometer WLTP-Reichweite oder in der Long-Range-Variante 69 kWh für bis zu 476 Kilometer. Auf diese fiel auch die Wahl für den Ärzte-Exklusiv-Test, weil es mit seiner großen Reichweite eines der Hauptbedenken von Nicht-E-Fahrern ausbremst und mit flotten 5,3 Sekunden für den Hunderter-Spurt auch der Fahrspaß nicht zu kurz kommt. Alle, für die es bei der Leistung noch ein bisserl mehr sein darf, wird die Twin-Motor-Version mit je einem Motor pro Achse und somit 428 Allrad-PS reizen, die den Sprint von null auf 100 km/h in 3,6 Sekunden hinlegt und trotzdem bis zu 450 Kilometer weit kommt.
Schweden-Date
Beim Treffen für die gemeinsame Probefahrt wird klar, warum der Urologe Dr. Christian Grösswang vorab die Farbe des Testwagens wissen wollte: Das eigens für den Termin gewählte Hawaii-Hemd ist eine großartige Ergänzung zum Kanarienvogel-Gelb – offiziell heißt es Moss Yellow – des Autos und gemeinsam machen sie auf den Bildern echt etwas her. In der Garage des Arztes stehen ein deutscher Power-Kombi sowie Altblech italienischer und britischer Provenienz einträchtig nebeneinander. Darf man Petrol-Head sagen? „Unbedingt – ich betrachte das als Adelsschlag, selbst wenn ich es heute gemächlicher auslebe.“ Der schwedische Stromer wird entsprechend genau unter die Lupe genommen: „Ein fesches Auto, den glatten Look finde ich ansprechend“, zollt Grösswang dem Design Respekt. Die erste Überraschung kommt beim Starten: Es gibt weder Schlüssel noch Knopf – einfach reinsetzen, angurten, Gang einlegen, losfahren. „Sehr praktisch, kein Handgriff zu viel, das gefällt mir“, so der Mediziner, der zum ersten Mal mit einem E-Auto fährt. „Aber nicht, weil ich es ablehne. Es hat sich bisher nur einfach nicht ergeben.“ Und – tut es weh? „Überhaupt nicht“, lacht der Arzt. „Im Gegenteil: Das Easy-Going, das Handliche, das ist schon sehr angenehm. Für den täglichen Weg von daheim in die Ordination und für die Patientenbesuche kann das schon einen Entspannungsfaktor bringen, wo beim Fahren sonst zusätzlich Stress entsteht.“
Lockere Verlockung
Es darf aber auch Spaß machen. Die Landstraße präsentiert sich gerade frei von anderen Verkehrsteilnehmern – wie wär’s einmal mit einem Kickdown? „Der beißt aber ordentlich rein!“, zeigt sich Grösswang beeindruckt. „Und man spürt sogar, dass er’s an der Hinterachse tut, das ist fein. Nur die Stille dabei ist noch ungewohnt.“ Der Innenraum kommt bei diesem Erstkontakt ebenfalls gut an. „Das Reduzierte, Ablenkungsfreie hat schon seinen Reiz. Man konzentriert sich automatisch mehr auf den Verkehr, weil nichts im direkten Blickfeld die Aufmerksamkeit auf sich zieht“, erklärt der Urologe seine Eindrücke. „Auch das Handling gefällt mir: präzise, aber nicht zu sportlich – eine gute Mischung aus Komfort und Dynamik.“ Die Test-Reichweite kann sich ebenfalls sehen lassen: Mit 450 Kilometern fehlen zum Katalogwert nur rund
6 %. Also ein durchwegs positiver Eindruck – hat der jugendliche Charme des EX30 bereits überzeugt? „Zumindest schon neugierig gemacht“, räumt Grösswang ein. „Es ist noch ein bisschen Zeit, bis der nächste Autotausch ansteht.“
sp
Volvo EX30 Single Motor Extended Range
Elektromotor max. Leistung: 200 kW/272 PS
Elektromotor max. Drehmoment: 343 Nm
Reichweite lt. WLTP: bis zu 476 km
Testreichweite: 450 km
Batterie: Nickel-Mangan-Kobalt-Akku (NMC)
nominal/nutzbar: 69/65 kWh
Kraftübertragung: Hinterradantrieb
Maße und Gewichte:
L/B/H in mm: 4.233/1.837/1.550
Radstand: 2.650 mm
Leergewicht: 1.850 kg
Fahrleistungen: 0-100 km/h in 5,3 sec
Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
Preis: ab € 43.770,–
fotoS: STEFAN PABESCHITZ