Screeningtool für Vorhofflimmern
Wissenschaftler der Medizinischen Universität Graz untersuchen im Rahmen des „Austrian Digital Heart Program“ ein digitales Screeningtool, um die Früherkennung und Behandlung von Vorhofflimmern zu optimieren.
Dr. Martin Manninger-Wünscher, Kardiologe, Med Uni Graz-Research Unit „Clinical and Translational Cardiac Arrhythmia Research“
Vorhofflimmern bleibt oft unbemerkt, da es häufig keine Symptome verursacht, kann aber das Risiko für schwerwiegende gesundheitliche Probleme wie Schlaganfälle und Herzinsuffizienz erhöhen. „Das liegt daran, dass sich bei einem unregelmäßigen Herzschlag Blut in den Vorhöfen sammeln und gerinnen kann. Diese Blutgerinnsel sind wiederum ein möglicher Auslöser für einen Schlaganfall“, erklärt Kardiologe Dr. Martin Manninger-Wünscher von der Med Uni Graz-Research Unit „Clinical and Translational Cardiac Arrhythmia Research“. Daher kommen sowohl der Früherkennung als auch der Therapie von Vorhofflimmern große Bedeutung zu. Hier setzt ein neues klinisches Forschungsprojekt an, das von den Medizinischen Universitäten Graz und Innsbruck sowie dem Austrian Institute of Technology (AIT) initiiert wurde.
Digitale Herzmedizin
Das „Austrian Digital Heart Program“ soll durch den Einsatz neuer digitaler Technologien wie Smartwatches und Smartphones die Früherkennung und Behandlung des Vorhofflimmerns revolutionieren. Unterstützt von der Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG) mit insgesamt rund 8 Millionen Euro, wird das Projekt in den nächsten Jahren eine umfassende Screening- und Interventionsstrategie entwickeln, implementieren und validieren. Durch den Einsatz intelligenter Geräte in einer großen österreichweiten randomisierten Studie wird untersucht, inwiefern die Krankheitslast und Sterblichkeit durch digitales Screening und präventive Behandlungsmaßnahmen reduziert werden können.
Die Medizinische Universität Graz erhält ein Budget von rund 300.000 Euro und wird eine zentrale Rolle bei der Optimierung des digitalen Screeningtools spielen. Unter der Leitung von Manninger-Wünscher führt die Med Uni Graz die Pilotstudie zur Verbesserung dieser Technologien durch und leitet ein maßgebliches Arbeitspaket im Rahmen des Programms.
Um ein digitales Screeningtool zu entwickeln, das österreichweit für eine Vorhofflimmer-Risikopopulation im Rahmen einer rein digitalen Studie verwendet werden kann, werden in einer in Graz und Innsbruck durchgeführten Pilotstudie Patienten auf die App eingeschult, bei deren Installation begleitet und werden das Tool auch über mehrere Wochen zu Hause nützen. Damit soll unter anderem die Benutzerfreundlichkeit optimiert werden, bevor das Screeningtool 2026 österreichweit verwendet werden kann.
rh
Über das Austrian Digital Heart Program
Das Austrian Digital Heart Program ist eine gemeinsame Initiative der Medizinischen Universitäten Innsbruck und Graz sowie des Austrian Institute of Technology (AIT). Ziel des Programms ist die Entwicklung und Implementierung neuer digitaler Technologien zur Früherkennung und Behandlung von Vorhofflimmern, um die Gesundheitslast und Sterblichkeit durch diese häufige Herzrhythmusstörung zu reduzieren. Das Programm ist eines der drei ausgewählten Projekte, die im Rahmen des LBG-Programms „Klinische Forschungsgruppen (KFG)“ gefördert werden. Dieses Programm unterstützt die krankheits- und patientenorientierte klinische Forschung an den Medizinischen Universitäten Österreichs und zielt auf die Intensivierung und Professionalisierung der klinischen Forschung sowie auf den Wissens- und Technologietransfer durch interdisziplinäre Kooperationen ab.
FotoS: med uni graz, istockphoto/ taylanibrahim