Wenn der Beckenboden Probleme macht
Die Gynäkologen und Beckenboden-Spezialisten Dr. Charalampos Chastamouratidis und Dr. Stefan Zawodsky sind sich einig: „Ein Uterusprolaps muss in der Regel operiert werden.“
Beckenbodenprobleme, ausgelöst durch Schwangerschaft, Geburt oder schweres Heben, sind bei Frauen keine Seltenheit. Ist der Leidensdruck sehr hoch, kann eine Operation Abhilfe schaffen.
Im St. Josef Krankenhaus Wien kommen dafür verschiedenste Operationsmethoden zum Einsatz. Oberstes Ziel ist es, die Gebärmutter möglichst zu erhalten und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Der Beckenboden liegt wie eine gespannte Hängematte zwischen Beckenknochen, Schambein und den Sitzbeinhöckern im Gesäß. Er schließt das Becken nach unten ab und gibt Organen des Unterleibs wie Gebärmutter und Blase Halt. Faktoren wie schweres Heben, Verstopfung, chronischer Husten und vor allem Schwangerschaften und Geburten können jedoch dazu führen, dass der aus Muskeln und Bindegewebe bestehende Beckenboden schwach wird und sich absenkt – mit einer Reihe an Beschwerden als Folge. „Inkontinenz, Harnverlust beim Husten, Niesen oder Lachen, Schmerzen beim Wasserlassen oder ein Druck- bzw. Fremdkörpergefühl in der Scheide sind häufige Symptome“, berichtet Oberarzt Dr. Stefan Zawodsky, einer der Beckenboden-Spezialisten im St. Josef Krankenhaus Wien. In besonders schweren Fällen kann die Gebärmutter so stark absinken, dass sie vor den Scheideneingang tritt. „Ein Uterusprolaps muss in der Regel operiert werden“, betont Oberarzt Dr. Charalampos Chastamouratidis. Auch er hat sich auf die Behandlung von Beckenbodenbeschwerden spezialisiert.
OP bei hohem Leidensdruck
In vielen Fällen lassen sich die Beschwerden durch gezieltes Beckenbodentraining oder durch das Vermeiden von Risikofaktoren lindern. „Nichts Schweres tragen, Husten behandeln lassen, bevor er chronisch wird, starkes Pressen am WC vermeiden oder Übergewicht reduzieren – das alles tut dem Beckenboden gut“, sagt Zawodsky und ergänzt: „Vor allem nach der Geburt empfehlen wir Patientinnen regelmäßiges Beckenbodentraining, um Probleme im höheren Alter zu vermeiden.“ Ist jedoch der Leidensdruck sehr groß, rät der Experte zu einer Operation. Ziel ist es, die Organe des Beckenbodens anzuheben und zu stabilisieren und damit die Lebensqualität zu verbessern.
Über kleine Schnitte im Bauch, über die Scheide, mit Netz oder mit Eigengewebe: Im Bereich der Urogynäkologie, also der operativen Behandlung von Beckenbodenbeschwerden, sind mittlerweile viele verschiedene Operationsmethoden etabliert. „War es früher bei Senkungen des Beckenbodens und der Beckenorgane üblich, die Gebärmutter zu entfernen, versucht man bei den modernen Operationsmethoden, diese möglichst zu erhalten“, erklärt Chastamouratidis. Denn: Die Gebärmutter ist über Bänder im Beckenboden verankert und bildet somit einen wichtigen Faktor in der Beckenbodenarchitektur. Im St. Josef Krankenhaus Wien werden alle gängigen Verfahren angeboten. „Wir können so die Operationsmethode an das Alter, den Gesundheitszustand und an die Bedürfnisse der einzelnen Patientin anpassen“, sagt Chastamouratidis. So erfolgt bei jüngeren Frauen der Eingriff meist laparoskopisch, also über kleine Schnitte im Bauch. „Bei Frauen, die adipös sind oder verschiedene Vorerkrankungen bzw. Voroperationen im Bauchbereich haben, ist es oft sicherer, über die Vagina zu operieren“, so der Beckenbodenexperte.
In vielen Fällen wird für die Fixierung der Beckenorgane ein spezielles Kunststoffnetz verwendet. Lehnen die Betroffenen dies ab, kann auch Eigengewebe wie etwa Sehnen oder Faszien zum Einsatz kommen. „Wir entscheiden immer gemeinsam mit der Patientin, welches OP-Verfahren für ihre Situation am besten geeignet ist“, ergänzt Zawodsky.
rh
Foto: St. Josef Krankenhaus Wien/Alek Kawka