Biomarker für frontotemporale Demenz

In Österreich leben derzeit über 110.000 Menschen mit Demenz. Wirksame Behandlungen gibt es zum aktuellen Zeitpunkt nicht.

Frontotemporale Demenz (FTD), auch bekannt als Morbus Pick, ist die zweithäufigste Form der Demenz nach der Alzheimer-Krankheit und ein Überbegriff für eine Gruppe neurodegenerativer Erkrankungen, die sich in fortschreitenden Verhaltens-, Sprach-, exekutiven und motorischen Defiziten äußern. FTD gehört weltweit zu den häufigsten Subtypen der Demenz mit frühem Beginn vor dem 65. Lebensjahr. Die Lebenserwartung nach Auftreten der Symptome wird auf 3 bis 13 Jahre geschätzt, wobei sich Muskelschwund als Begleiterkrankung auf diese negativ auswirkt.


Neue Ansätze zur Diagnose benötigt

FTD-Patienten haben ähnliche Symp­tome wie Patienten mit der Alzheimer-Krankheit, weshalb es oft zu falschen Diagnosen kommt. Es besteht daher ein großer Bedarf, Biomarker zu identifizieren, um FTD von Alzheimer und anderen Demenztypen zu unterscheiden sowie weiter zwischen FTD-Unterarten zu differenzieren. Forschungen der Med Uni Graz zeigen, dass es bei FTD und Alzheimer-Erkrankungen zu Störungen im Stoffwechsel des menschlichen Gehirns kommt. Störungen bei der körpereigenen Modifikation von Proteinen deuten darauf hin, dass die sogenannte Arginin-Methylierung ein Treiber der FTD-Erkrankung ist, weshalb sie ein vielversprechendes therapeutisches Ziel darstellen könnte.

Bei der Arginin-Methylierung werden Methylgruppen zu einem Protein hinzugefügt, dies kann die Funktion des Proteins verändern. Die Studie diente außerdem als Beleg, wie künftig Wege im Stoffwechsel therapeutisch verändert und die Beziehungen zwischen Stoffwechsel, FTD und der Alzheimer-Erkrankung weiter erforscht werden können.

Durch die Methode der auf der magnetischen Kernresonanz (NMR) basierenden Metabolomik konnten die Veränderungen von Stoffwechselprodukten in den menschlichen Hirngeweben nach dem Tod entdeckt werden. Die Forschung am interuniversitären Zentrum für Integrative Metabolismus Forschung (iMRC) ist österreichweit einzigartig und erleichtert es, die biomedizinische Grundlagenforschung und die klinische Forschung in einem translationalen Ansatz zu verknüpfen.

Die Wissenschafter konnten zeigen, dass die NMR-Spektroskopie es ermöglicht, Biomarker für die Diagnose neurodegenerativer Erkrankungen zu entdecken – eine Grundlage, um altersbedingte Erkrankungen besser zu verstehen und neue pharmakologische Strategien zu entwickeln.


rh

FOTO: ISTOCKPHOTO/ SHIDLOVSKI, marharyta marko
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