Reha der Zukunft

Der steirische Radkersburger Hof bietet Rehabilitation, Kur, GVA und private Aufenthalte für Kinder und Erwachsene und setzt dabei auf vielfältige Vernetzung, Spezialindikationen und moderne Technik.

 

Prim. Dr. Wolfgang Kubik,

Ärztlicher Leiter des Radkersburger Hofs

„Unsere Besonderheit sind Spezialindikationen, für die es in anderen Häusern kein Programm gibt.“

Der Radkersburger Hof mit der Klinik Maria Theresia, der Kids Chance und dem Gesundheitshotel begleitet seit 30 Jahren Menschen ab dem ersten Lebensjahr in eine gesündere Zukunft. In der Klinik Maria Theresia mit 315 Betten wird für Menschen mit orthopädischen, neurologischen oder rheumatischen Erkrankungen Rehabilitation angeboten. Die Kids Chance verfügt über 24 Betten und  gibt Kindern mit infantilen Zerebralparesen und anderen Entwicklungsstörungen des Nervensystems neue Chancen. Im Gesundheitshotel mit 150 Betten schließlich genießen Menschen bei einer Kur oder privat eine Auszeit.  Primar Dr. Wolfgang Kubik ist Neurologe und seit 2002 ärztlicher Leiter des Radkersburger Hofs. Er erklärt im Interview, auf welche zukunftsweisenden Angebote sein Haus setzt:


?Welche Angebote gibt es im Radkersburger Hof?

Der Radkersburger Hof bietet sowohl ambulante als auch stationäre Rehabilitation an. Während die Systembetten der stationären Reha ausgelastet sind, gibt es derzeit aufgrund begrenzter Raumressourcen weniger ambulante Rehas. Für Kinder mit Entwicklungsstörungen werden intensive, zweiwöchige Fördertherapien angeboten, die stark nachgefragt sind. Insgesamt beträgt die Auslastung über alle Altersgruppen hinweg über 95 %. Die Patienten stammen hauptsächlich aus der Steiermark (orthopädische Patienten und Kinder) sowie aus ganz Österreich (neurologische Patienten).


?Gibt es Spezialindikationen in Ihrem Haus?

Wir haben Spezialindikationen, für die es in anderen Häusern kein Programm gibt. Dazu zählen etwa neurologische Patienten mit Sehproblemen aufgrund ihrer neurologischen Erkrankung. Die Orthoptik hatten wir ursprünglich für Kinder im Haus, sie wird aber aufgrund des Bedarfs bei neurologischen Erkrankungen aller Altersgruppen eingesetzt.

Bei den Kindern liegt ein Fokus auf der gesunden Sehentwicklung des Gehirns. Eine Störung, die in den letzten Jahren besonderes Augenmerk erhielt, ist die cerebrale visuelle Wahrnehmungsstörung (cerebral visual impairment, CVI), eine Erkrankung, die früher oft als Unkonzentriertheit oder Legasthenie missinterpretiert wurde, aber de facto eine Verarbeitungsstörung des Gehirns ist, die über die Orthoptik diagnostiziert und auch therapiert werden kann. Wir haben dafür ein zielgerichtetes Behandlungskonzept, um den Kindern in der Sehschule zu helfen. 


?Auf welche Indikation ist der Radkersburger Hof noch spezialisiert? 

Eine weitere Besonderheit ist die multimodale Schmerztherapie. Hier kommt uns zugute, dass wir verschiedene Professionen wie Psychologen, Physio- und Ergotherapeuten, Neurologen, Orthopäden, Physikalisten und Internisten im Haus haben. Das Verständnis der Erkrankung beruht auf dem biopsychosozialen Menschenmodell, das den Patienten ganzheitlich betrachtet. In die Rehabilitation werden auch soziale Komponenten miteinbezogen, damit der Patient eine positive Zielsetzung erfährt und mit seiner chronifizierten Erkrankung in Beruf und Sozialleben integriert wird. 


?Welche Rolle spielt bei Schmerzerkrankungen der Schlaf?

Zu wenig Schlaf schränkt die Toleranz gegenüber äußeren Einflüssen ein, die Schmerztoleranz nimmt ab. Daher führen wir bei Bedarf auch eine eingeschränkte Schlafdiagnostik durch und vermitteln, wenn nötig, an weiterführende Institutionen.


?Sind die Kombinationsmöglichkeiten aus Kur, Reha und privatem Aufenthalt auch Faktoren, die der Gesundung dienen?

Ja. Gegenüber anderen Häusern haben wir den Vorteil, dass wir alle drei kombinieren können. Das bedeutet, dass Patienten ihre Partner mitnehmen können, die eine Kur oder einen privaten Aufenthalt absolvieren. Die Patienten sind dadurch nicht isoliert und gerade, wenn es sich um pflegende Angehörige handelt, ist neben dem Erholungsfaktor auch die Möglichkeit gegeben, die Angehörigen zu schulen und ihnen einen Input für den Alltag zu liefern.


?Welchen Stellenwert haben moderne Technik und künstliche Intelligenz bei Ihrer Arbeit?

Moderne Technik ist von großer Relevanz. Während der Corona-Pandemie haben wir in einem Projekt mit der FH Joanneum die Tele-Reha ins Leben gerufen. Tele-Rehabilitation ist eine Rehamaßnahme ohne physischen Patientenkontakt mittels Nutzung moderner Technologien. Der virtuelle Kontakt zwischen Arzt oder Therapeut und Patient wird dabei meist durch Videotelefonie hergestellt. Seit 2017 haben wir ein Smart Home für Patienten. Das sind technische Hilfsmittel, die das Leben von Patienten erleichtern können, wie Videotelefonie, elektrische Jalousien oder die Tagesplanung via Sprachassistent. Das Smart Home soll zu mehr Selbstständigkeit führen.


?Wo ist die Digitalisierung noch relevant?

Unsere Patienten erhalten vor ihrem Reha-Aufenthalt eine Handy-App, über die sie die wichtigsten Informationen zu ihren Gesundheitsdaten, dem seelischen Befinden oder der Medikamenteneinnahme vorab liefern können. Dadurch bleibt mehr Zeit für die Patienten selbst bei der Aufnahme. Die Digitalisierung ist auch bei der Fieberkurve oder beim Arztbrief ein großes Thema. In einem nächsten Schritt wird die Evaluierung der Therapieplanung mithilfe der Technik in Angriff genommen.


?Welche Ziele verfolgen Sie darüber hinaus als ärzt­licher Leiter?

Eine generelle Vernetzung von Akuthäusern und Reha-Einrichtungen soll eine bestmögliche Versorgung garantieren. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass lokale Strukturen sehr wichtig sind. Daher wäre eine telemedizinische Vernetzung aller Häuser einer Region, eine gemeinsame Sprache bzw. Antragsformulare wünschenswert. Teilweise wurde dies bereits umgesetzt, beispielsweise in der Versorgung von Schlaganfallspatienten der steirischen Regionen. Die Qualität der Medizin hängt stark von der regionalen Vernetzung und überregionalen Steuerung ab.

bw


FotoS: zvg, parktherme bad radkersburg/ Harald Eisenberger
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