Steigendes Angebot im Speckgürtel


Experten erwarten nicht nur im Wiener Umland verstärktes Kaufinteresse, sondern in ganz Niederösterreich.
Wurde in der Vergangenheit über den Immobilienmarkt im Wiener Umland berichtet, so war regelmäßig über die Ausdehnung des Speckgürtels zu erfahren. So mancher Experte verortete dessen Grenzen sogar über Wiener Neustadt, St. Pölten oder Mistelbach hinaus. Angesichts der Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs ist diese Einschätzung allerdings nicht ganz unzutreffend. So dauert etwa die Zugfahrt von St. Pölten nach Wien nicht mehr als eine knappe halbe Stunde. Unwesentlich länger benötigt man von Wiener Neustadt in die Bundeshauptstadt. Und selbst von Mistelbach aus verbringt man nur eine Stunde in der Schnellbahn.
Die sukzessive Ausdehnung des Speckgürtels geriet mit den Zinserhöhungen durch die EZB seit 2022 und der daraus folgenden allgemeinen Zurückhaltung der Immobilienkäufer jedenfalls etwas ins Stocken. Selbst Preisrückgänge konnten da keine Abhilfe bieten. Zuletzt haben Immobiliensuchende das Wiener Umland wieder stärker ins Visier genommen, wie Immobilienprofis berichten. Wie in der Vergangenheit auch im Vergleich zu anderen Regionen Niederösterreichs. Diese Entwicklung soll sich heuer weiter manifestieren.
Stabile Preisentwicklung
Bei Eigentumswohnungen in zentralen Lagen des Speckgürtels wird heuer mit einem Nachfrageplus von +7 %, bei einem Preisanstieg von
+2,6 % gerechnet. Die Nachfrage nach Einfamilienhäusern soll wiederum um +6 % höher ausfallen als 2024, wobei sich die Preise mit +0,3 % stabil entwickeln sollen. Was die Preise betrifft, ist nach wie vor von unterschiedlichen Preisvorstellungen zwischen Verkäufern und Käufern zu hören. Vor allem hätten viele Verkäufer noch das Preisniveau der Zeit vor der Zinserhöhung im Kopf und wären nicht bereit, sich zu bewegen.
Im Durchschnitt kostete ein Einfamilienhaus in Niederösterreich in der ersten Jahreshälfte 2024 knapp 270.000 Euro, und damit um fast
6 % weniger als 2023. Am höchsten waren die Preise im begehrten Wiener Umland: Zwischen 300.000 und 500.000 Euro mussten Hauskäufer in Mödling, Baden, Korneuburg, St. Pölten, Tulln, St. Pölten-Land und Bruck an der Leitha auf den Tisch legen. Um einiges günstiger waren dagegen mit Preisen von weniger als 175.000 Euro Häuser im nördlichen Wald- und Weinviertel, sprich in Hollabrunn, Horn, Mistelbach, Gmünd und Waidhofen an der Thaya.
Auch bei den durchschnittlichen Wohnungspreisen gehört Niederösterreich mit rund 200.000 Euro nicht zu den teuersten Pflastern des Landes. Im Durchschnitt kostete der Quadratmeter im ersten Halbjahr 2024 knapp 3.600 Euro. Das entspricht einem Plus von 1,5 % gegenüber 2023. Spitzenreiter unter den niederösterreichischen Bezirken war bei den Wohnungspreisen einmal mehr Mödling mit fast 270.000 Euro, gefolgt von Krems (261.508 Euro), Tulln (238.153 Euro), Mistelbach (231.747 Euro), Korneuburg (231.169 Euro) und Baden (220.621 Euro).


Immobilienangebot nimmt zu
Mit einer zunehmenden Kaufbereitschaft wird heuer aber nicht nur im Speckgürtel gerechnet, sondern in ganz Niederösterreich. Gute Nachrichten für Ärzte: Auch das Angebot soll heuer steigen, und zwar um fast 4 %. Angesichts des prognostizierten Nachfrageplus von knapp
3 % sollten jedoch die Preise insgesamt sogar leicht um -0,2 % zurückgehen. Während die Zahl der angebotenen Einfamilienhäuser um
+7 % zunehmen soll, soll das Angebot an Eigentumswohnungen in zentralen Lagen und an den Stadträndern um etwas mehr als 5 % steigen, was Preisänderungen von +2 % bzw. -0,4 % zur Folge hat.
Wie auch in anderen heimischen Bundesländern wird die Fertigstellungsquote der Bauträger in Niederösterreich wegen hoher Kosten und der Schwierigkeit zu Finanzierungen zu kommen, heuer geringer ausfallen als in den Vorjahren. Dasselbe gilt für den privaten Hausbau. Die Folge: Die Käufer fassen verstärkt Immobilien mit Sanierungsbedarf ins Auge. Sie haben zuletzt von großzügigen Förderungen – Stichwort Sanierungsoffensive – profitiert. Fraglich ist zum jetzigen Zeitpunkt jedoch, ob das weiterhin der Fall sein wird. Wie es nach den jüngsten Regierungsverhandlungen zwischen FPÖ und ÖVP, nach dem Scheitern der Gespräche zwischen ÖVP, SPÖ und Neos, ausschaut, wird hier voraussichtlich der Sparstift angesetzt werden, sollte es zu einer Einigung kommen.
Weiterwachsen soll in den kommenden Jahren jedenfalls das neue Stadtviertel „Quartier Mitte“ in St. Pölten, und damit das größte private Immobilienprojekt Niederösterreichs. Der Name kommt nicht von ungefähr: In weniger als zehn Minuten Fußmarsch sind sowohl Bahnhof, Regierungsviertel und Stadtzentrum zu erreichen. Einige Wohngebäude im Quartier Mitte sind bereits fertig: Übergeben wurden etwa die Objekte „Leben am Fluss“, „Stadthaus zum Fluss“ und „Am Park“ mit insgesamt 269 Wohnungen. Mit dem Abschluss der Arbeiten soll das Quartier Mitte rund 420 Wohneinheiten bieten.
Stadtviertel mit Potenzial
In Wiener Neustadt, genauer gesagt im zentralen Bahnhofsviertel, wartet wiederum das bezugsfertige Neubauprojekt „Koll home“ auf neue Bewohner. Dazu gehören 67 freifinanzierte Eigentumswohnungen mit 2 bis 4 Zimmern (40 bis 100 m2) und Eigengarten, Terrasse, Loggia oder Balkon. Positiv: Der Bahnhof liegt nur 3 Gehminuten entfernt. Auch die Wiener Neustädter Innenstadt erreicht man fußläufig in wenigen Minuten.
Große Wohnprojekte sind auch dort geplant. Etwa „Maximilian am Stadtpark“ mit 500 Wohnungen am zentral gelegenen Leiner-Areal. Aber auch wenn die Neubaupipeline in Niederösterreich künftig dürftiger ausfallen dürfte, so werden dennoch spannende Projekte umgesetzt. Gegen Jahresende soll etwa in Wiener Neustadt „Bella Vita“ mit 49 Eigentums- und Vorsorgewohnungen fertig werden.
Gerade erst abgeschlossen wurden die Arbeiten am Wohnbauprojekt „Pur Wohnen“ in Purkersdorf. Wer die Naturruhelage der Stadtgemeinde am Wienerwald schätzt und ihre Nähe zu Wien: Einige der 22 realisierten Eigentumswohnungen sind noch zu haben. Realisiert werden sollen nicht nur Mietwohnungen, sondern auch Eigentumsobjekte. Ein gutes Zeichen für Privatanleger, die das Potenzial des Projekts unterstreichen: Auch Großinvestoren zeigen sich am „Quartier Mitte“ interessiert.
pb
FotoS: renderbild, die wohnkompanie GmbH